Etwas zaghaft klopft Schlawine an die Tür und steckt den Wuschelkopf ins Zimmer. „Neee!“, mosert hinter ihr Clownin Machnix: „Das war doch viiiel zu leise!“ Schwupps wird die Tür wieder zugezogen, Schlawine postiert sich, klopft noch einmal – na, das klingt schon besser! Rein geht’s ins Zimmer, wo Esma und Emma liegen. Die beiden Mädchen sind krank. In der Mönchberg-Klinik werden sie wieder gesund gemacht. Das ist gut. Aber ein bisschen langweilig ist es hier halt auch.
Vielen Kindern geht es wie Emma und Esma. Sie haben sich einen Arm gebrochen, der Blinddarm musste raus, ständiger Husten macht ihnen zu schaffen, der Kopf tut nach einem Sturz schrecklich weh oder der Bauch bereitet Probleme. Diesen Kindern helfen Silvia Kirchhof alias Clownin Machnix und Tatjana Kapp alias Clownin Schlawine vom Würzburger Verein „Lachtränen“.
Seit zehn Jahren gibt es den Verein unter dem Vorsitz von Christina Kohlhauser-Vollmuth, Chefärztin der Mönchberg-Kinderklinik. Acht Clowns gehören der Organisation derzeit an, eine Clownin befindet sich gerade im Aufnahmeverfahren. Rund 5000 kleine Patienten vergaßen in den vergangenen zehn Jahren durch die Clowns Schmerzen und Heimweh, Unwohlsein und Angst vor Spritzen.
Teilweise konnten verblüffende Effekte erzielt werden, erzählt Clownin Machnix. So hatte sie es vor einiger Zeit mit einem etwa vier Jahre alte Kind zu tun, das an Krebs erkrankt war und unter der Chemotherapie litt. Die Therapie hatte gravierende Nebenwirkungen: „Das Mädchen lief plötzlich nicht mehr.“ Clownin Machnix wusste davon nichts, als sie ins Zimmer kam und anfing, bunte Seifenblasen durch den Raum taumeln zu lassen. Die kleine Patientin jauchzte auf: „Und kam vom Schoß der Mutter zu mir gelaufen.“
Nicht alle Kinder, die von den Clowns besucht werden, sind so schwer krank wie diese Patientin. Allerdings gibt es auch Jungen und Mädchen, denen es noch sehr viel schlechter geht. „Wir begleiten manchmal Kinder, die sterben“, sagt Tatjana Kapp. Gerade diese Kinder profitieren sehr von der herrlich schnodderigen Unbedarftheit der übermütigen und gleichzeitig sehr sensiblen Clowns. Die haben es gelernt, vor allem auch mit solchen Situationen hochprofessionell umzugehen. Doch irgendwann wird das emotional schützende Clownskostüm abgestreift. Irgendwann ist Clownin Machnix wieder Silvia Kirchhof: „Und dann gehen diese Begegnungen schon sehr nahe.“
In den vergangenen fünf Jahren besuchten die Clowns auch um die 1000 Senioren, die in unterfränkischen Einrichtungen sowie in Heimen der angrenzenden Bundesländer leben.
Eine Uffenheimer Einrichtung wird regelmäßig besucht, in andere Heime kommen die Clowns nach Anfrage, erzählt Schlawine, die im richtigen Leben Krankenschwester ist und sich vor vielen Jahren an der „Schule für Tanz, Clown und Theater“ in Hannover zur Clownin ausbilden ließ: „Wir werden zum Beispiel zu Sommerfesten eingeladen.“ Oder auch einmal nur so, um Lebensfreude auf eine Station zu bringen.
Mehr noch als in den Kinderkliniken werden die Clowns in Seniorenheimen mit Sterben und Tod konfrontiert. Um damit gut umgehen zu können, entschied sich der Verein, sich heuer erstmals einer Supervision zu unterziehen. Daneben nehmen die Clowns auch regelmäßig an Fortbildungen teil. Die sind wichtig, erzählt Schlawine, um als Clown nicht auszubrennen. Schließlich ist es absolut keine einfache Sache, permanent in Kinderkliniken Unfug zu treiben.
Wie anspruchsvoll das ist, erfahren Menschen, die sich von Schlawine, ausgebildete Humortrainerin, in einem drei- bis vierstündigen Seminar zu „Humorspendern“ weiterbilden lassen. Dieses Seminar gehört zu den jüngeren Angeboten der „Lachtränen“. Ganz neu ist ein Projekt namens „Sendung mit den Clowns“, das im Herbst begann. „Wir drehen hier Filme, um für unseren Verein zu werben“, erzählt Clownin Machnix. In einem dieser Filme gehen sie und Schlawine der Frage nach, wo eigentlich Gott wohnt. Im Käppele? Oder vielleicht in Himmelstadt?
„Wir müssen uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um an Spenden zu kommen“, sagt Machnix. Spenden sind nötig, um die Clownsvisiten zumindest zur Hälfte zu bezahlen. Die andere Hälfte wird von Initiativen übernommen, die an die jeweiligen Kliniken angedockt sind. Die Visiten in der Mönchberg-Klinik werden vom dortigen Förderverein unterstützt, die Besuche in der Uni-Kinderklinik bezuschusst die Elterninitiative tumor- und leukämiekranker Kinder.
Spenden für die Honorare der Clowns, für Fortbildungen zur Qualitätssicherung der Clownsarbeit, für Requisiten und für Geschenke für die Kinder können auf das Konto mit der IBAN: DE17 7905 0000 0044 4460 11 bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg überwiesen werden.
Herzlichen Dank an Pat Christ und Mainpost und den original Beitrag: Plötzlich ist die Angst vergessen